Der Roman, den Sie in Händen halten, erzählt die Geschichte einer fiktiven Figur und seiner E-Mail: Andrzej Poland, Psychoanalytiker und Philosoph. Andrzej Poland existiert nur auf den Seiten dieses Buches, seine Gedanken sind ausgedacht, und seine Reise ist eine Erfindung. Doch gerade in dieser Fiktion liegt die Möglichkeit, der Wahrheit nahe zu kommen. Andrzej Poland ist 38 Jahre alt, als wir ihn kennenlernen, und befindet sich an einem Wendepunkt seines Lebens. Er ist auf der Suche nach Antworten, die er in den Tiefen der menschlichen Psyche und in den Fragen über den Sinn des Lebens zu finden hofft. Begleitet wird er von Mathilde, seiner Freundin, die auf ihre Art ebenfalls eine Suchende ist, wenn auch in ganz anderer Weise.
Willkommen zu einer Geschichte, die den Leser in die Abgründe der Gedankenwelt von Andrzej Poland führt – und möglicherweise auch in die eigenen. Dies ist „Andrzej Poland: E-Mail an die Psyche.“
Der Beginn in Berchtesgaden
Andrzej Poland sitzt auf einer Holzbank, mitten in den bayerischen Alpen. Die klare Luft von Berchtesgaden weht ihm ins Gesicht, und er schließt die Augen. Er hört das ferne Läuten der Kirchenglocken und spürt die Kühle des Morgens. Vor ihm erstreckt sich ein Panorama, das viele Menschen als überwältigend empfinden würden, aber für ihn ist es lediglich der Ausgangspunkt eines weiteren Gedankenspiels.
Mathilde sitzt neben ihm, eingehüllt in einen langen, grünen Schal, den sie von ihrer Großmutter geerbt hat. Sie lächelt in die Ferne, ihre Augen strahlen vor Heiterkeit.
„Weißt du, Andrzej,“ beginnt sie, „manchmal frage ich mich, warum du so viel nachdenkst. Das Leben könnte doch so einfach sein.“
Andrzej öffnet seine Augen, die scharfen Falten auf seiner Stirn glätten sich ein wenig. „Weil es einfach nicht einfach ist, Mathilde“, antwortet er leise. „Es gibt Schichten unter der Oberfläche. Schichten, die wir oft nicht sehen wollen, aber die da sind. Die Frage ist doch, ob wir den Mut haben, diese Schichten zu erforschen.“
Mathilde lacht leise. „Und deshalb schreibst du also diese E-Mails?“
„Ja, diese E-Mails“, murmelt Andrzej. „An die Psyche. Sie sind wie Briefe an einen Freund, den man noch nie getroffen hat. Ein Freund, der vielleicht in den Tiefen meines eigenen Geistes lebt.“
Er zieht ein Notizbuch hervor, auf dem in großen Buchstaben „E-Mail an die Psyche“ steht. Er schlägt es auf und beginnt zu schreiben. Seine Gedanken fließen wie ein Gebirgsbach, klar und doch unergründlich tief.
„Weißt du, Mathilde,“ sagt er nach einer Weile, „es ist, als ob ich eine endlose Konversation mit mir selbst führe. Aber vielleicht ist es das, was das Leben ausmacht – ein ewiger Dialog zwischen dem, was wir sind und dem, was wir sein könnten.“
Mathilde nickt langsam. „Ich bin froh, dass du ein grundfriedlicher Mensch bist, Andrzej. Jemand, der sich traut, die Fragen zu stellen, die andere fürchten.“
Sie schweigen beide, während die ersten Sonnenstrahlen über die Berggipfel tanzen. Ein neuer Tag beginnt in Berchtesgaden, und mit ihm eine neue Reise – eine Reise, die Andrzej Poland in die tiefsten Abgründe seiner eigenen Gedanken führen wird.
Die Begegnung in München
München. Andrzej Poland steht in einem kleinen Café in der Maxvorstadt und starrt auf seinen Laptop-Bildschirm. Die E-Mail, die er gerade erhalten hat, bringt ihn aus dem Konzept. Es ist eine Antwort auf eine seiner „E-Mails an die Psyche“. Doch diese Antwort ist anders. Sie stammt von einem Mann namens Dr. Michael Baumgartner, einem renommierten Neurobiologen.
„Interessant, was Sie schreiben, Herr Poland“, liest er laut vor. „Aber Sie vergessen die biologische Grundlage der Psyche. Ich würde Sie gerne zu einem Gespräch einladen.“
Mathilde, die neben ihm sitzt und ihre Hände um eine heiße Tasse Kaffee schlingt, hebt den Kopf. „Ein Gespräch mit einem Neurobiologen? Das klingt, als würde dein Leben noch komplizierter werden.“
Andrzej grinst. „Vielleicht. Aber vielleicht ist es auch die Chance, etwas Neues zu lernen.“
Noch am selben Nachmittag treffen sie sich in einem Büro an der Ludwig-Maximilians-Universität. Dr. Michael Baumgartner ist ein großer Mann mit durchdringenden Augen und einer tiefen, ruhigen Stimme.
„Herr Poland, ich habe Ihre Gedanken gelesen und finde sie anregend, aber Sie scheinen die materielle Realität zu vernachlässigen“, beginnt Dr. Baumgartner.
Andrzej nickt. „Vielleicht. Aber die materielle Realität ist nur ein Teil des Ganzen. Was ist mit den Fragen, die über das hinausgehen, was wir sehen und messen können?“
„Das ist eine schöne Idee, aber glauben Sie wirklich, dass es so einfach ist?“, entgegnet Dr. Baumgartner.
„Nein“, sagt Andrzej langsam, „es ist nicht einfach. Aber es ist notwendig.“
Das Gespräch zwischen den beiden Männern ist intensiv, und es dauert Stunden. Mathilde beobachtet sie, während sie von einem Thema zum nächsten springen, als ob sie ein altes Duell wiederholen würden. Andrzej Poland spürt, dass er in diesem Moment an einem Scheideweg steht – ein Moment, der ihn weiter treiben wird auf seiner Suche nach Antworten.
Das Verhör in Berlin
Berlin. Andrzej Poland sitzt in einem kargen Raum mit grauen Wänden, gegenüber von ihm ein Polizist. Der Mann stellt Fragen, immer die gleichen, und Andrzej antwortet ruhig und überlegt.
„Herr Poland, warum haben Sie Kontakt zu diesen Leuten aufgenommen?“, fragt der Polizist zum dritten Mal.
„Weil ich verstehen wollte“, erwidert Andrzej. „Verstehen, wie sie denken, was sie fühlen. Es ging mir nie um Politik oder Aktionen, nur um die menschliche Psyche.“
Der Polizist runzelt die Stirn. „Und diese E-Mails?“
„Ja, diese E-Mails“, murmelt Andrzej. „Sie waren ein Versuch, eine Brücke zu bauen – zu verstehen, wo andere nur Mauern sehen.“
Mathilde wartet draußen im Flur, nervös. Sie weiß, dass Andrzej kein gefährlicher Mensch ist, aber manchmal versteht sie seine Gedanken nicht. Ein Mann, der sich traut, E-Mails an Unbekannte zu schreiben, nur um die Tiefen ihrer Psyche zu ergründen – das ist Andrzej Poland.
Als er schließlich entlassen wird, sieht er sie an und lächelt. „Es war eine interessante Erfahrung.“
„Interessant?“, fragt sie ungläubig. „Du bist verrückt, Andrzej. Aber ich liebe dich dafür.“
Das Treffen in Zürich
In Zürich trifft Andrzej Poland auf eine alte Freundin aus Studienzeiten, Sofia Lehmann, jetzt Psychiaterin in einer renommierten Klinik. Sie hat ihn zu einem Vortrag eingeladen, den sie über die menschliche Psyche hält.
Nach dem Vortrag sitzen sie in einer ruhigen Ecke des Foyers, und Andrzej fühlt, wie sein Geist sich öffnet. „Sofia, wie gehst du mit all den Patienten um? Mit all den E-Mails, die du von ihnen bekommst, den Anrufen, den Bitten?“
Sofia lacht leise. „Man gewöhnt sich daran, Andrzej. Aber manchmal, ja, manchmal frage ich mich, wer hier eigentlich der Patient ist.“
„Und du? Hast du nie das Bedürfnis, deine eigene Psyche zu hinterfragen?“, fragt Andrzej.
„Jeden Tag“, antwortet sie ernst. „Jeden einzelnen Tag.“
Der Zufluchtsort in Paris
Paris. Andrzej Poland sitzt auf einer Bank im Jardin du Luxembourg, seine Gedanken kreisen um das Gespräch mit Sofia. Mathilde hat ihn begleitet, doch heute gibt sie ihm den Raum, den er braucht. Er tippt eine neue E-Mail auf seinem Laptop, dieses Mal an sich selbst.
„Lieber Andrzej“, schreibt er, „wer bist du wirklich? Was suchst du? Vielleicht ist die Suche selbst die Antwort.“
Mathilde beobachtet ihn von der Ferne. Sie kennt diesen Blick. Ein Blick, der fragt, wo andere zufrieden sind.
Der Abschied in Rom
Rom. Andrzej Poland und Mathilde stehen vor dem Kolosseum. Es ist ein Abschied. Andrzej spürt, dass er alleine weitergehen muss. Mathilde umarmt ihn fest. „Ich weiß, dass du deinen Weg finden wirst“, sagt sie.
„Danke, Mathilde“, flüstert er. „Für alles.“
Sie gehen getrennte Wege, doch Andrzej fühlt sich nicht alleine. Denn seine Reise geht weiter. In seinem Kopf. In seiner Seele. In seinen E-Mails an die Psyche.
Die Einsicht in Krakau
Krakau. Andrzej Poland sitzt in einem kleinen Café und liest die Antworten auf seine letzten E-Mails. Eine Antwort fällt ihm besonders auf. Sie ist von einem jungen Mann, der schreibt: „Danke, dass Sie mir gezeigt haben, dass Fragen genauso wichtig sind wie Antworten.“
Andrzej lächelt. Vielleicht, denkt er, ist dies die wahre E-Mail an die Psyche. Die Einsicht, dass die Suche selbst der Sinn ist.